Transformative Soziokultur bezeichnet eine Form der Kulturarbeit, die darauf abzielt, gesellschaftlichen Wandel zu bewirken und positive Veränderungen in verschiedenen Bereichen herbeizuführen. Sie geht über rein künstlerische und kulturelle Aktivitäten hinaus und setzt sich aktiv mit sozialen, ökologischen und politischen Themen auseinander. Transformative Soziokultur befähigt Menschen selbstwirksam zu handeln und zu einer gerechten und nachhaltigen Gesellschaft beizutragen. Sie fördert partizipative Prozesse, Dialog und Zusammenarbeit, um eine inklusive und lebendige Gemeinschaft zu erschaffen und zu stärken.
7 Thesen für eine transformative Soziokultur
Die Thesen sollen eine Grundlage bieten, um über die Ziele und Werte der Soziokultur zu diskutieren und sich selbst in Bezug darauf zu positionieren. Die Thesen sollen somit zur Reflexion und zum Nachdenken anregen, aber auch als Orientierung dienen, um zu sehen, wer Teil des Prozesses werden möchte. Ihr Ziel ist es, eine Grundlage für einen offenen Dialog zu schaffen und verschiedene Akteur:innen der Soziokultur einzubeziehen.
Entstanden sind die Thesen im Workshopprozess »Zukunft der Soziokultur« im Rahmen der Förderung: »Profil: Soziokultur – Sonderprogramm NEUSTART Kultur« Sie sind ein Projekt von:
#1 Nachhaltigkeit braucht Veränderung
Wir wollen eine nachhaltige Gesellschaft UND nachhaltige Häuser sowie nachhaltige personelle Ressourcen.
Die soziokulturellen Zentren beschäftigen sich inhaltlich, konzeptionell und künstlerisch mit der sozial-ökologischen Transformation. Durch eigenes Handeln und durch ihre gemeinwohlorientierten Angebote bewirken sie gesellschaftliche Veränderungen im Sinne der sozialen, ökologischen und ökonomischen Nachhaltigkeit.
Persönliche Entwicklungen gehen dabei Hand in Hand mit Organisationsentwicklung.
Globale Nachhaltigkeitsziele wie die 17 »Ziele für nachhaltige Entwicklung« der UN (SDGs)1, die kritisch betrachtet und auf die Soziokultur angewandt werden können, spielen dabei eine zentrale Rolle Die Nachhaltigkeitsziele sind die Basis.
Die heutige Soziokultur ist von innen heraus transformativ2 und wirkt transformativ nach außen, denn gesellschaftlicher Wandel vollzieht sich von innen nach außen.
Wir sprechen daher zukünftig von »transformativer Soziokultur«.
#2 Die Zentren sind (Urban) Commons³
Um gesellschaftlichen Wandel zu bewirken, stellt die transformative Soziokultur individuelle und kollektive Emanzipation, Empowerment⁴ und Powersharing⁵ in den Mittelpunkt ihres Wirkens.
Dort liegt ihre Expertise.
Indem Menschen befähigt werden, die Gesellschaft nach ihren Wünschen und Bedürfnissen mitzugestalten, wird gesellschaftlicher Wandel konkret und persönlich.
Außerdem werden dadurch gesellschaftliche Ungleichheiten, die Auswirkungen auf Partizipationsmöglichkeiten haben, unmittelbar gemildert.
Die soziokulturellen Zentren ergreifen Partei und stehen für Gruppen und Interessen Haltung zeigend ein.
Die wichtigste Ressource für diese Form bürgerschaftlichen Engagements ist Zeit, die sie neben Erwerbs- und Care-Arbeit einsetzen können. Eigene Kompetenzen und Fähigkeiten, eigene Netzwerke der Engagierten einbringen zu können, schafft Identifikation, Motivation und Sinnhaftigkeit des eigenen Wirkens.
Diese praktische Dimension ist Teil unserer Haltung.
Wir begreifen unsere soziokulturellen Zentren als Gemeingüter, die als Commons organisiert sind.
Räumliche und digitale Infrastruktur, Produktionsmittel und Produktionsmöglichkeiten werden gemeinschaftlich genutzt und gepflegt.
Allgemeines Skill-Sharing⁶ und besonders das Teilen von Techniken und Methoden zur Selbstorganisation in der Zivilgesellschaft stricken ein ko-produktives Netzwerk. Dabei gilt es erfolgreiche Muster des gemeinsamen Handelns als Muster des Commonings zu finden, auszuwerten (skalierbar) und transferierbar zu dokumentieren. so Soziokratatie 3.0 als Praxisleitfaden mit einer alphabetischen Liste aller Muster, den sieben Prinzipien und Konzepten.
So bilden sich Nährboden und Experimentierräume für ein breites gemeinschaftliches Engagement aus, das in die Zentren hineinspielt, sowie aus ihnen heraus wirkt.
In diesen Kontexten entstehen in den Zentren Konzepte zum Allgemeinwohl, zu kultureller und sozialer Ortsgestaltung oder Nachhaltigkeit, die sich auf kommunale Strukturen oder andere Einrichtungen übertragen lassen.
Transformative Soziokultur braucht:
Unterstützung durch Kommunen, Länder und Bund, um grundlegende Infrastruktur als Gemeingut zur Verfügung stellen zu können und Teilhabe niedrigschwellig zu ermöglichen. (CPP: Commons-Public-Partnerships)⁷
auf Bundesebene vergleichbare Möglichkeiten und Rahmenbedingungen für Commons-Strukturen für das Allgemeinwohl, beispielsweise im Gemeinnützigkeits-, Gesellschafts- und Förderrecht. Neben einer Rechtssicherheit braucht das CCP eine rechtliche Ausformung um das Zusammenwirken von Ressourcen, Zivilgesellschaft und stattlicher Umgebungsstruktur zu klären.
#3 Die Organisationen sind stetig wandelnd und agil
Die transformative Soziokultur gibt Antworten auf die Frage nach transformativer und damit dynamischer, agiler Wandelbarkeit der Organisationsfähigkeit⁸
Die Zentren verstehen sich selbst als Vorbilder für eine Organisationskultur, die gesellschaftlichen Wandel initiiert, ermöglicht und begleitet.
Die Zentren verstehen sich als evolutionäre und resiliente Organisationen im Sinne einer agilen und soziokratischen Geisteshaltung, die eine effektive, weil eine vertrauensvolle Zusammenarbeit in Organisationen beliebiger Größe und Logik (Zivilgesellschaftlich, staatlich, wirtschaftlich) angestrebt wird.
Hauptamt soll freiwilligem Engagement auf Augenhöhe begegnen und begleiten. Dafür wird das Hauptamt in Methoden der »Facilitation«⁹ geschult.
Damit zeigen die Zentren, wie Organisation hierarchiearm, partizipativ und inklusiv gelingt.
Die transformative Soziokultur befähigt Menschen Selbstwirksamkeit zu erfahren, um selbst zu »Transformationstreiber:innen« zu werden.
Freiwilliges Engagement bildet dabei die Basis der Arbeit in den Zentren.
Da Zeit zu den wichtigsten Ressourcen bürgerschaftlichen Engagements zählt, gilt es, davon so viel wie nötig und so wenig wie möglich zu verwenden. Überlastung und prekären Umständen muss vorgebeugt werden.
Zuverlässige, aber flexible Strukturen in den Zentren ermöglichen sowohl individuelle als auch kollektive Formen solidarischer Selbstverwirklichung.
Die transformative Soziokultur arbeitet in überregionalen Netzwerken und teilt erfolgreiche Projekte und Konzepte mit anderen Zentren und Akteur*innen der Soziokultur. (Dabei sind nicht alle Ideen übertragbar, da die meisten Zentren an die Gemeinnützigkeit gebunden sind und sich das Gemeinnützigkeitsrecht in der Auslegung von Finanzamt zu Finanzamt und Gericht zu Gericht stark unterscheiden kann.)
Agile Organisationsmodelle (wie z.B. Soziokratie 3.0) sind im Kern transformativ. Sie ermöglichen eine flexible und anpassungsfähige Arbeitsumgebung, indem sie eine Kultur der Zusammenarbeit und Kooperation fördern und einen Fokus auf kontinuierliche Verbesserung legen. Sie erleichtern es Organisationen, sich schnell an Veränderungen anzupassen und ihre Ziele erfolgreich zu erreichen. Soziokratische Organisationen sind hierarchiearm und fördern die Teilhabe aller Teammitglieder an Entscheidungen und Prozessen, was zu einer besseren Beteiligung und Motivation führt.
Transformative Soziokultur braucht:
langfristige, strukturelle und personelle Förderung, um diese Organisationsstrukturen zu festigen, faktisch skalierbar auszuwerten, die Muster transferierbar zu dokumentieren und zuverlässig für die Gesellschaft verfügbar zu machen.
langfristig gesicherte Strukturen und faire Bezahlung, um ein gesundes Zusammenspiel von Haupt- und Ehrenamt zu ermöglichen.
#4 Kultur in der Soziokultur
Die transformative Soziokultur bleibt ihren Wurzeln einer »Kultur für alle« treu.
Seit Jahrzehnten steht Soziokultur für eine kooperative Kulturproduktion auf Augenhöhe.
Die transformative Soziokultur treibt »Kultur für alle von allen« qualitativ voran und ermöglicht durch das Vorleben partizipativer Kulturproduktion nicht nur künstlerische Erfahrungen, sondern auch gesellschaftlichen Wandel.
Bei der Kuration legt die transformative Soziokultur ihren Fokus auf gesellschaftskritische Kunst, frei und unabhängig.
Kunst, Kultur und Bildung, die den Anspruch haben, zu gesellschaftlichem Wandel beizutragen, sind entscheidender Bestandteil soziokulturellen Wirkens.
In den soziokulturellen Zentren finden Menschen Anschluss, für die es gesellschaftlich wenig offene Räume gibt.
Die Zentren sind nicht zwangsweise am (Kunst-)Markt und seinen Werten orientiert, sondern an gesellschaftlichen Themen und Bedürfnissen, die ihrem sozialen Umfeld entsprechen.
In den Zentren finden Newcomer:innen, Autodidakt:innen und experimentelle Projekte einen Raum und eine Plattform, ohne eine professionell ausgerichtete Kuration zu bestehen.
Die Häuser leben selbst vor, wie diese Haltung praktisch umgesetzt wird, und zeigen dadurch, wie gesellschaftlicher Wandel in künstlerischen Kontexten nicht nur thematisiert, sondern auch umgesetzt werden kann.
Transformative Soziokultur braucht:
unter Berücksichtigung ihrer besonderen Qualitäten die gleiche Anerkennung, die Theatern, Museen und vergleichbaren Einrichtungen zukommt.
einen Anspruch auf vergleichbare Bezahlung nach Tarif.
#5 Schnittstelle zu Verwaltung und Politik
Die transformative Soziokultur arbeitet mit Verwaltung und Politik zusammen.
Die Zentren holen durch Förderprojekte und Kooperationen Landes- oder Bundesgelder in die Kommune, bauen Netzwerke von Organisationen und Zivilgesellschaft wie Politik und Verwaltung auf und erhöhen gleichzeitig die Bekanntheit ihrer Standorte.
Neben ihrem künstlerisch-kulturellen Wirken bündelt sie soziale und gesellschaftliche Fragen und verfügt über das Wissen und die Möglichkeiten, diese stellvertretend praktisch zu adressieren.
Damit agiert sie aus der Zivilgesellschaft heraus in der Rolle einer vertrauensvollen Vermittlerin und Akteurin. Sie ermöglicht Demokratisierung von und durch Kultur.
Die transformative Soziokultur ist Ansprechpartnerin für Menschen mit ihren konkreten Anliegen und schafft Kanäle für konstruktiven Dialog der Stadtgesellschaft.
So bildet sie eine Scharnierfunktion und befähigt Menschen, ihre Bedürfnisse zu artikulieren und gehört zu werden.
Transformative Soziokultur versteht sich permanentes Lernfeld für Demokratie mit Politik und Verwaltung im Sinne eines „Dankbar seins“ für Undankbarkeit. Transformative Soziokultur steht für demokratischen Einsatz, Forderungen nach mehr Gerechtigkeit und konstruktive Kritik.
Transformative Soziokultur braucht:
die Anerkennung dieser Stellung in der Gesellschaft durch kommunale und staatliche Partner:innen und Zusammenarbeit auf Augenhöhe
#6 Veränderung braucht Nachhaltigkeit
Soziokultur steht bislang vor der Herausforderung, ihre Strukturen maßgeblich durch wirtschaftliche Einnahmen und Eintrittsgelder zu finanzieren.
Dies hat dazu geführt, dass Absatzzahlen häufig im Mittelpunkt programmatischer Überlegungen stehen.
Der Druck, Gewinne zu erzielen, Kurzfristigkeit und Wachstumslogik stehen aber im Konflikt mit nachhaltigem und gemeinnützigem Engagement.
Soziokultur will am Puls der Zeit bleiben; feste Strukturen sollten sich an die (oft auch durch äußere Umstände notwendig gewordene) von Stadtgesellschaft anpassen
Die Hauptamtlichen stellen einen organisatorischen Rahmen für freiwilliges Engagement. Hauptamtliche brauchen zeitliche und finanzielle Ressourcen, um Engagement im Sinne einer »Facilitation« zu ermöglichen.
Freiwilliges bürgerschaftliches Engagement braucht Wertschätzung und Anerkennung, gleichberechtigte Beteiligung, transparenten Informationsfluss und Hilfestellungen bei Aufgaben, die Zeit oder Vorwissen erfordern.
Denn Engagierte/ehrenamtlich Tätige sind für soziokulturelle Zentren mindestens ebenso wichtig wie Hauptamtliche. Sie sind oft langjährig aktiv und tragen einen großen Teil dazu beitragen, dass die Strukturen so machtkritisch und zugänglich sind. Sie ermöglichen, dass Angebote so vielfältig und bezahlbar bleiben. Das Wegbrechen erfahrener Haupt- und Ehrenamtlicher, insb. aus finanziellen Gründen, stellt Zentren regelmäßig vor große Herausforderungen.
Transformative Soziokultur braucht:
ressortübergreifende und langfristige Strukturförderungen, bei Bewahrung der inhaltlichen Autonomie, um nachhaltig, tragfähig und wirksam zu sein.
bürokratiearme Zugänge zu Struktur- und Projektförderung.
im Sinne ihrer Anschlussfähigkeit eine Förderstruktur und Zugang zu Ressourcen, die nicht von Bürokratie überlagert ist.
finanzielle Projektmittel, die nicht vorausgeplant sein müssen, sondern mit denen die Zentren frei mit spontanen Ideen und unerwarteten Entwicklungen in Prozessen agieren können.
#7 Gemeinschaft fördern und stärken
Soziokultur ist Kristallisationspunkt für die Gemeinschaft, indem sie Begegnungsräume schafft, in denen Menschen aufeinandertreffen, miteinander kommunizieren und interagieren können. Sie bietet Zivilgesellschaft Ermöglichungsstrukturen und soziokulturelle Freiräume.
Die Nachbarschaft kann sich begegnen, austauschen und vernetzen.
Zivilgesellschaftliche Selbstorganisation braucht räumliche Ressourcen. Initiativen und Gruppen können sich hier treffen, gründen und gemeinsam Projekte verwirklichen. Sie wollen wirken und Wirkung erleben.
Transformative Soziokultur bietet mit ihren Zentren Begleitung und Unterstützung und Know-how für zivilgesellschaftliche Prozesse, für zivilgesellschaftliche Selbstorganisation.
Ohne kommerziellen Druck bieten diese Räume Nischenangebote für unterschiedliche Interessen und Bedürfnisse im Sinne unserer Wertehaltung
Der grundlegende Gedanke dabei ist der der Solidarität und Gleichwertigkeit.
Spontanen Ideen und Impulsen kann an diesen Orten durch die Ko-Produktion unmittelbar nachgegangen werden.
Gleichzeitig ist das Soziale hier auch immer Selbstzweck, ohne Leistungsdruck.
Das Fundament dieser soziokulturellen Arbeit ist Vertrauen.
Transformative Soziokultur braucht:
Strukturelle Förderung für geeignete Räume
Community-Management, Awareness- und weitere Care-Arbeit, Mentor:innen
Kontinuität und damit unerlässliche nachhaltige personelle Ressourcen um ihre Wirkung entfalten zu können.
Fußnoten:
1https://unric.org/de/17ziele/: Agenda 20230 mit ihren 17 Zielen für eine nachhaltige Entwicklung (Substainable Developement Goals, SDGs) ist ein globaler Plan zur Förderung nachhaltigen Friedens und Wohlstands und zum Schutz unseres Planeten.
2 transformativ = Veränderungen in einer Weise anstoßend, die Transformation initiiert, ermöglicht und begleitet bzw. ko-kreiert. Der Transformationsbegriff ist aktuell noch weich und vielfältig ausgefüllt. vgl. Fußnote 2; vgl. Transformatives Lernen (nach Jack Mezirow) als Prozess, »bei dem durch kritische (Selbst-)Reflexion bereits bestätigte eigene Vorannahmen (Perspektiven, Denkweisen, Denkgewohnheiten) transformiert werden, um diese sowohl zu verändern als auch zu erweitern.« (zitiert nach Wikipedia); vgl. den Transformationsbegriff aus WBGU, 2011: Welt im Wandel – Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation: »Der historische Normalfall sei bisher gewesen, eine Richtungsänderung erst als Reaktion auf Krisen und Katastrophen vorzunehmen. Dies gelte es zu vermeiden, und stattdessen »einen umfassenden Umbau aus Einsicht, Umsicht und Voraussicht« anzutreiben. Der Gesellschaftsvertrag kombiniere eine Kultur der Achtsamkeit (aus ökologischer Verantwortung) mit einer Kultur der Teilhabe (als demokratische Verantwortung) sowie einer Kultur der Verpflichtung gegenüber zukünftigen Generationen (Zukunftsverantwortung). Die Transformation müsse wissensbasiert sein, auf einer gemeinsamen Vision beruhen und vom Vorsorgeprinzip geleitet sein. Sie stütze sich auf »Pioniere des Wandels«, die neue Entwicklungsmöglichkeiten testen und vorantreiben.« (zitiert nach Wikipedia)
3 (Urban) Commons sind (städtische) Ressourcen, die von ihren Nutzer*innen auf nicht-gewinnorientierte und prosoziale Weise gemeinschaftlich verwaltet werden. Sie können aus einer Vielzahl von Ressourcenarten bestehen, von Wohnraum bis zu Wi-Fi. Was (Urban) Commons von öffentlichen Gütern und Verbrauchsgütern unterscheidet, ist, dass sie durch ihre Nutzer*innen in einer prosozialen und partizipativen Weise, genannt »Commoning«, selbstverwaltet werden. »Commoning« ist ein kollektiver, partizipativer Prozess zur Nutzung, Verwaltung und Entwicklung einer Ressource (frei übersetzt aus »The Urban Commons Cookbook«).
4 Empowerment = »die Ausweitung von Machtzugang und damit von Handlungsspielräumen minorisierter Gruppen auf der Grundlage von Selbstdefinition und Selbstbestimmung. Empowerment ist ein Prozess, kein Zustand. Der Prozess hat keine klaren Grenzen, kein konkretes Ziel und auch keine vorgegebenen Bestand- teile, denn jede minorisierte Gruppe definiert selbst das eigene Identitätsverständnis, die eigenen Erfahrungen, die eigene Positionierung, die eigenen Interessen, Bedürfnisse, Visionen, Forderungen und Strategien und trifft entsprechende Entscheidungen. In dem Moment, wenn eine Gruppe gestärkt ist und mehr Macht hat, hat sie auch ein anderes Selbstverständnis und andere Bedürfnisse.« Gabi Rosenstreich in Überblick Zeitschrift des Informations- und Dokumentationszentrums für Antirassismusarbeit in Nordrhein-Westfalen, Nr. 2 2018
5 ‚Powersharing‘ ist vor allem ein Appell, die eigene Macht anzuerkennen und sie »für Gutes« zu nutzen, indem sie mit anderen geteilt wird, die weniger Macht haben, so dass sich diese selbst empowern können, und zwar auf der Grundlage ihrer eigenen Selbstdefinition und ihrer selbstbestimmten Bedürfnisse und Prioritäten. Powersharing bezeichnet das Zurverfügungstellen von Ressourcen für das Empowerment von minorisierten Gruppen, ohne über deren Verwendung zu bestimmen. Solche Ressourcen können Zeit, Raum, Geld, materielle Ressourcen oder auch immaterielle Ressourcen wie Öffentlichkeit, Status oder Kompetenzen sein. Dies geschieht auf der Grundlage von Solidarität und nicht auf Grundlage von Vereinnahmung. (…) Die beiden Begriffe sind also komplementär: Empowerment — aus der Position einer relativen Machtlosigkeit – und Powersharing — aus der privilegierten Position heraus.« – Gabi Rosenstreich in Überblick Zeitschrift des Informations- und Dokumentationszentrums für Antirassismusarbeit in Nordrhein-Westfalen, Nr. 2 2018
6 »Skill-Sharing« = Teilen von Fähigkeiten und Kenntnissen zwischen Menschen innerhalb einer Gemeinschaft oder Gesellschaft.
7 »Commons-Public-Partnership« = »Kooperationen von öffentlicher Hand und der commmonsgemäß konstituierten lokalen Zivilgesellschaft (…) Commonsseitig zeichnet sie sich durch die langfristige Selbstorganisation gemeinsamer Werte, Ziele, Prozesse und Vertrauensräume aus. Außerdem verfügt sie über legitime Sanktionsmechanismen und ein gemeinsames Verständnis ihrer Grenzen« (Paul Jerchel, Judith Pape, Commons-Public Partnerships Neue Kooperationsformen für die sozialökologische Transformation, Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) Potsdam, September 2022); vgl. Silke Helfrich »Bedingung für eine Commons Public Partnership ist jedoch, dass diese Rechtsform als solches langfristig gesichert wird. (…) Alle den Rechtsstatus direkt betreffenden Fragen müssten dann im Einvernehmen mit dem »Partner« – den commoners – getroffen werden.«
8 Agile Organisationsmodelle (wie z.B. Soziokratie 3.0) sind im Kern transformativ. Sie ermöglichen eine flexible und anpassungsfähige Arbeitsumgebung, indem sie eine Kultur der Zusammenarbeit und Kooperation fördern und einen Fokus auf kontinuierliche Verbesserung legen. Sie erleichtern es Organisationen, sich schnell an Veränderungen anzupassen und ihre Ziele erfolgreich zu erreichen. Soziokratische Organisationen sind hierarchiearm und fördern die Teilhabe aller Teammitglieder an Entscheidungen und Prozessen, was zu einer besseren Beteiligung und Motivation führt.
9 Facilitation ist ein Prozess, bei dem eine Person die Zusammenarbeit und Kommunikation innerhalb einer Gruppe fördert, damit diese ihre Ziele leichter erreichen kann. Ein*e Facilitator*in hilft bei Überwindung von Hindernissen und sorgt für eine offene, inklusive und produktive Arbeitsumgebung. Sie/Er kann in vielen verschiedenen Kontexten tätig sein, einschließlich Meetings, Workshops, Konferenzen, Projektmanagement und Entscheidungsfindung. Facilitation trägt zur fairen Entscheidungsfindung und Konfliktlösung bei und fördert eine gute Kommunikation und Zusammenarbeit.